und es kam schlimmer
Kennt ihr das, wenn ihr ein paar unerwartete Dinge erledigen müsst, die nicht wirklich positiv, sondern eigentlich nur lästig und unnötig sind? Und wenn ihr diese Dinge erledigt habt, mit einem guten Gefühl auf die positive Resonanz wartet, dann kommt es noch schlimmer? Ja? Wie schön! Dann bin ich nicht die Einzige.
Es geht uns ja gut. Es geht uns ja viel zu gut, als dass wir uns beschweren können. Wir haben meistens ein Dach über´n Kopf, hätten wir keins, würden wir uns nicht über die nicht funktionierende Heizung beschweren müssen. Auch sind viele Küchen mit einem Kühlschrank ausgestattet, in dem Lebensmittel verwahrt werden. Wenn man ein solches Luxusprodukt nicht hätte, würde man wahrscheinlich reflektierter einkaufen. Und manche von uns besitzen sogar ein Auto. Diese muss gewartet werden und wenn dies ansteht oder man diese Wartung vernachlässigt hat, dann ist man erschrocken über die Kosten und den manchmal tagelangen Verlust des Autos. Also das Fazit ist, dass es uns verdammt gut geht. Und weil es uns so gut geht mit unserer Wohnung, der Heizung, den Lebensmitteln, dem Auto, tauchen ständig Dinge auf, über die wir uns ärgern.
Wir sind versichert, verkabelt, vernetzt, eingeordnet, abgespeichert, verwaltet und abgeheftet. Und all das muss korrekt laufen, denn wenn eine Partei der langen Kette etwas nicht korrekt abspeichert, vernetzt, einordnet oder verwaltet, dann müssen wir uns damit auseinander setzen, weil die Probleme an uns herangetragen werden.
Dies nervt, es kostet Zeit, es kostet Kraft sich durch das selbst auferlegte Netz an Sicherheit und Wohlbefinden zu graben und den Fehler zu finden, um das gute Gefühl endlich herbeizuführen.
Beispielsweise wußte ich nicht, dass ein Verwaltungsproblem mit meinen Daten in einer Behörde existiert. Diese Behörde erfasste irgendwann falsche Daten und fand dies nach einigen Monaten heraus, als sie wohl irgendwas Verwaltungsmäßiges überprüfte. Nun hat die Behörde die falsch erfassten Daten an andere Institutionen weitergegeben, die nun ihre korrekten Daten in falsche Daten umgewandelt haben. Ich selbst weiß von diesen Vorgängen nichts. Ich bekomme nur ein Brief, in dem eine Forderung steht, von der ich nicht weiß, wie sie zu Stande kommt. Da ich bei Behörden und Institutionen sehr genau bin, um solche Fehler zu vermeiden, merkte ich schnell, dass diese Forderungen gegenstandslos sind und teilte mit Belegen zur falschen Erfassung der Daten durch die Behörde dies der zuständigen Abteilung innerhalb der Behörde mit.
Diese antwortete jedoch nicht auf meine Klärung, sondern schickte eine neue Forderung über eine weitere, vielleicht durch die vorangegangene falsche Erfassung der Daten, zu mir. Auch diese Forderung erläuterte ich mit Belegen als gegenstandslos. Doch ab da war schon die Verkettung an falschen und unvollständigen Informationen an die anderen Institutionen losgetreten und ich bekam Anrufe von verwirrten Sachbearbeitern, die neue Daten von der Behörde bekamen, die sie nun nicht einzuordnen wüßten. Ich selbst beruhigte diese Sachbearbeiter, welche nochmal alles prüfen wollten, da ihnen der Sachverhalt seltsam vorkam.
Nach zweiwöchigem Warten rief ich bei der Behörde an und fragte, wie der aktuelle Stand sei und ob ich den Bearbeitungsfortschritt erfahren dürfe. Daraufhin bekam ich die Antwort, dass die zuständigen Personen überhaupt keinen Durchblick über meinen Fall hätten und sie noch Zeit benötigten, um sich durch die Sachlage zu arbeiten. Ich antwortete, dass sie diese Sachlage produziert hätten und diese Produktion falscher Sachverhalte und nicht korrekter Daten hätte bei ihnen weniger als zwei Wochen in Anspruch genommen. Jedoch würde die Korrektur mehr Zeit beanspruchen als gegenstandslose Behauptungen? Tja, das Gespräch war wenig produktiv. Ich erhielt ein Schreiben, dass die Klärung noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde und ich mich gedulden sollte.
Diese äußerst interessante Information gab ich den verwunderten Institutionen und diese warten nun wie ich auf den weiteren Bearbeitungsstand der Behörde.
Natürlich wirkt dies nicht wie eine Katastrophe, heraufbeschworen von der verwaltungsgeilen Zivilisation. Nein, das ist nur der übliche Wahnsinn, wenn man mit Behörden in Kontakt kommt. Die aus meiner verwöhnten Sicht entstandene Katastrophe ereignet sich neben, zwischen und während dieser unbrauchbaren Angelegenheit.
Denn während dessen ging das Auto kaputt, die Möbel wurden falsch geliefert, ein Kabel schmorte durch, die Heizung fiel aus, zugesicherte Kooperationen werden ignoriert, unvollständige Terminkalender auf offiziellen Webseiten bringen die vorausschauende Planung durcheinander, Dinge werden entwendet, und es kommt immer noch was Neues. Man rotiert und hat man eine Sache erledigt, kommen gleich zwei neue Probleme hinzu. Sie haben alle nichts miteinander zu tun, sind dennoch alle zur selben Zeit da. Und der Gag ist, es ist nichts Besonderes, dass dies passiert.
Wir sind nur verwöhnt, so dass wir normale Ereignisse, die nicht so laufen, wie wir es wünschten oder sogar verschleißen, als Probleme, als Katastrophen ansehen und uns herausgefordert oder persönlich angegriffen fühlen. Es nervt, klar. Es ist anstrengend, auf jeden Fall. Aber es ist eigentlich nicht der Rede wert.
Und warum schreibe ich dies dann alles? Weil es uns allen so ergeht und wir alle gerne mal laut losschreien wollen. Stattdessen rotieren wir und hoffen, dass diese Pechsträhne bald endet.
Es sind alles Dinge, die behoben werden können. Es ist an sich nichts schlimmes dabei, wenn man mal etwas mehr, etwas Anstrengendes zu tun hat. Und in einem Jahr wissen wir gar nicht mehr, was uns heute, gestern oder morgen aufgeregt hat. Ach, das wissen wir schon nicht mehr, wenn sich alles wieder aufgelöst hat. So schnell wie diese Probleme auftauchen, so schnell vergessen wir sie wieder, wenn wir sie erfolgreich gelöst haben.
Also lautet die Devise „Nicht aufgeben!“. Und immer raus mit dem Frust! Denn wenn man immer zu allem „gut“ sagt, wird es nie besser.
krisenkind am 07. Oktober 13
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