Donnerstag, 13. April 2017
Das Offensichtliche verstecken
Es ist viel passiert und das nicht nur in Politik und Gesellschaft, sondern auch privat.
Für mich sind bestimmte Dinge sehr privat, die andere stark nach außen tragen. Ein Beispiel ist geplanter Nachwuchs und alles, was dazu gehört. Kolleginnen und Bekannte sprechen über diese sehr private Angelegenheit derart inflationär mit jedem, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, als gäbe es keine Intimität in oder Respekt vor der Beziehung zu seinem Partner. Ich versuchte mich immer von diesen Gesprächen zu distanzieren und wenn eine aufgeregte werdende Mutter ins Plappern kam, dann zeigte ich mit meinem äußerst desinteressierten Gesichtsausdruck deutlich, dass ich nichts davon hören oder wissen will. Manche Frauen scheint das nicht zu stören, denn ihrer Meinung nach, dreht sich die Welt ab jetzt und sowieso nur um sie, ihren werdenden Nachwuchs und ihre besondere Stellung in der Gesellschaft.
Nun stand bei mir auch Nachwuchs an und wie gesagt, ich halte den Ball und Bauch so flach wie möglich. Ich quatsche keine Leute voll und eigntlich will ich auch nicht vollgequatscht werden. Aber sobald man dieses eindeutige Zeichen nicht mehr verstecken kann, kommen die Mütter und Väter aus ihren Löchern gekrochen und aus einem mir nicht ersichtlichen Grund denken sie, sie müssten dir ihre Geschichte mit ihren Kindern erzählen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich jemals vorher Interesse an Kindern oder auch an den Eltern gezeigt hätte, was ich nie tat! Irgendwie verändert sich die chemische Zusammenstellung ihres Menschenverstandes und sie platzen in mein Büro, setzen sich hin, als ob ich sie eingeladen hätte und plaudern über alle Details ihres Lebens mit Kindern. Sie lassen kein Problem, kein Gefühl, kein Detail aus. Sie plappern los, als wäre ich ein Blog, in den man jeden Scheiß reinschreiben kann, hauptsache, es ist weg!

Da sitze ich nun. Rede selbst nicht, starre diese völlig überdrehten Menschen in meinem Büro an, die nicht merken, dass ich nichts von dem hören oder wissen will, was sie mir da erzählen und hoffe darauf, dass ein dringender Anruf diese Situation rettet und ich diesen ungebetenen Gast rausschmeißen kann. Diese Überfälle in meinem Büro sind ja nur das i-Tüpfelchen der ganzen Situation. Im Flur ruft man mir "Herzlichen Glückwunsch" zu. Die Menschen denken nicht nach! Wenn ich gewollt hätte, dass alle wüßten, was mein Mann und ich in unserer Beziehung wünschen oder wollen oder planen, dann wäre ich wie alle anderen Muttis durch jedes Büro gerannt, hätte allen von Familienplanung und dem unbändigen Wunsch nach einem Baby erzählt, aber Fakt ist: Das habe ich nie getan und tue es auch jetzt nicht. Daher ist es mir völlig unverständlich, dass mir fast fremde Menschen ohne Reflektion auf mein Verhalten unterstellen, dass ich Glückwünsche bräuchte. Wofür Glückwünsche??? Dass ich in meiner Ehe Sex habe? Ehrlich jetzt? Huiii, die Mutter möchte ich gerne mal sehen, die ihrem Teenagerkind Glückwünsche ausrichtet, wenn es Sex hat und dann auch noch schwanger wird! Nennt mich abgedroschen oder vielleicht ignorant, aber jemandem zu beglückwünschen, weil er oder sie dick wird? Es ist keine große Leistung schwanger zu werden. Ganz viele Menschen weltweit werden ständig schwanger.
Mir sind diese Euphorie und dieses aufgezwungene Gruppengefühl völlig zuwider. Und jedes Mal, wenn ich in einem netten Kleid mit hohen Schuhen zur Arbeit gehe, Kommentare über mich ergehen lassen muss, wie "Jetzt sieht man deinen Bauch aber schon ganz gut" und "...bei mir sah man den ja sofort und blablabla....", die einzigen Fragen, die ich beantworten muss "Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?" beinhalten, anstatt fachlich und berufliche Fragen zu stellen, beim Sport mir ein extra Fokus geschenkt wird, damit ich ja nicht zu viel mache, denke ich mir, dass man als qualifizierte und leistungsstarke Person völlig ignoriert wird, in eine Ecke zum Ausruhen gesetzt wird und sich vielleicht all die Arbeit und Energie, die man in Bildung und in seinen Job gesteckt hat, nun auf "Oh ein Baby" reduziert werden. Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich sehr auf die Zeit mit meiner Familie, aber das ist meine private Zeit. In der beruflichen Zeit agiere und thematisiere ich meine privaten Angelegenheiten nicht. Und daher empfinde ich es als äußerst störend, wenn ein Bauch plötzlich dazu führt, dass sich mein berufliches Umfeld in mein Privatleben drängen will und meinen beruflichen Status verdrängt.
Diese Phase muss ich noch durchstehen und dann ändert sich sowieso alles.
Bis dahin drängt euch nicht in die Gelegenheiten anderer Menschen und respektiert Distanz.
Und FROHE OSTERN!



Mittwoch, 23. September 2015
Aktuelles aus längst vergangener Zeit
Guten Morgen,
ich ließ lange nichts mehr von mir hören, weil mir die Worte fehlten. Das letzte Mal schrieb ich über die Pegida-Bewegung und nun ist es leider nicht nur die Bewegung, sondern der Alltagsrassismus.
Wie alle wissen, gibt es Menschen aus Syrien, aus den nördlichen Teilen Afrikas und aus anderen arabischen Ländern, welche wegen der Organisation ISIL aus ihrer Stadt, von ihren Familien und aus ihrem Leben flüchten müssen. Die ISIL ist eine Gruppe von Menschen, welche keine Menschlichkeit besitzen. Sie köpfen Menschen, völlig unabhängig von Geschlecht und Alter, sie vergewaltigen und morden, plündern und zerstören. Das alles entspricht keiner religiösen Linie, sondern einzig und allein dem Terror. Dass sie sich das Wort "Islam" auf die Fahne geschrieben haben, schürt nur die Angst der uninformierten Menschen gegenüber einer ihr unbekannten Religion, die jedoch nichts mit derartigen Taten zu tun hat.
Die Familien, Söhne, Töchter, Väter, Mütter, Brüder und Schwestern, welche vor der Gewißheit des eigenen Todes fliehen, entscheiden sich unter den uns nicht mal im Traum vorstellbaren Bedingungen dazu. Sie haben keine Chance zu überleben, würden sie diese Entscheidung nicht treffen. Die ISIL, Warlords, Diktatoren und andere Terroristen treiben Menschen aus Angst um ihr Leben in die Flucht.
Die Flucht anzutreten bedeutet, mit dem ersparten Geld Schlepper zu bezahlen, welche sie über die Grenzen bringt. Ab dann steht ihnen nichts mehr zur Verfügung. Kein Geld, kein Schlafplatz, kein Essen, kein Schutz für sie, ihre Kinder, ihre Eltern und ihre Lieben. Sie laufen durch Staaten und Länder. Eine derartige Leistung an Willenskraft zu Überleben und in Sicherheit zu leben und diesen körperlich unfassbaren Weg mit geringsten Mitteln auf sich zu nehmen, ist für uns unvorstellbar.
Und dennoch gibt es an jeder Straßenecke, in jedem Zeitungsblättchen und im Radio noch genügend Menschen, die in voller Überzeugung und offensichtlich völlig unreflektiert ihre rassistische Meinung von sich geben. Diese Menschen würden niemals ihr warmes, kuscheliges, konfortables zu Hause verlassen, weil sie es nicht müssen. Weil sie nicht von Armut bedroht sind, müssen sie ihr Haus nicht verkaufen und auf der Straße leben. Weil sie niemand mit dem Tode bedroht, können sie tun und lassen, was sie wollen und sorgen sich nicht um die Sicherheit ihrer Familie. Und diejenigen unter uns, welche zum Glück durch das Sozialsystem aufgefangen werden, welche trotz Arbeit einen Zuschuss zum Lebensunterhalt erhalten, diese haben Angst, dass Menschen, die mit Nichts außer Hoffnung nach Deutschland kommen, ihnen ihre Arbeit oder ihren staatlichen Zuschuß wegnehmen. Wie zum Teufel kommt man auf solche Ideen? Geht es uns denn nicht gut? Ich musste noch nie vor Terror, Gewalt oder Armut in ein anderes Land oder einen anderen Kontinent über Meer, Land und Stacheldrahtzaun fliehen, WEIL ich in einem friedlichen, demokratischen und sozialen Staat lebe. Seht ihr das denn nicht, wie gut es euch geht? Seht ihr denn nicht, was für Menschen zu uns kommen? Es sind Mütter wie wir oder unsere Mütter. Es sind Väter wie wir oder unsere Väter. Es sind Kinder, die eigentlich unschuldig spielen sollten und nicht vor Vergewaltigung und Sklaverei wochen- und monatelang fliegen müssen. Es sind Menschen, die vor diesem unfassbaren Krieg in Harmonie lebten, zur Schule und zur Arbeit gingen, einkauften, Hobbies nachgingen. Sie lachten, tanzen, sie sorgten sich und das alles wurde von Bürgerkrieg, Terror und Angst beendet. Diese Menschen wollen niemanden die Arbeit wegnehmen oder, ich weiß gar nicht, was man sich da noch an Schund ausdenken kann. Diese Menschen sprechen besseres Englisch als wir, teilweise noch zwei bis drei andere Sprachen. Sie sind fleißig und wollen in Sicherheit leben. Deutschland ist nicht ihre Heimat. Es ist ein fremdes Land, das sie nur aus dem Grund gewählt haben, weil sie hier nicht von Terror und Angst bedroht werden. Leider werden sie das in anderen Ländern der Europäischen Union schon. Das ist eine Schande und man muss zeigen, dass wir nicht so sind. Diese Menschen, die wir gerne in unserer Gesellschaft haben, weil sie uns gut tun, weil sie uns bereichern, weil sie fleißig und willensstark sind, diese Menschen sind teilweise mehr wert als unsere faulen, dummen Deutschen mit ihren rassistischen Parolen und völlig realitätsfernen Behauptungen.

Ich sage allen Flüchtlingen herzlich Willkommen und wir tun alles, um euch ein sicheres Leben in einem sozialen Miteinander zu ermöglichen, weil uns dies nach dem Ende des Ersten und Zweiten Weltkrieges auch ermöglicht wurde. Wir sollen dankbar sein, für das, was wir im Überfluss haben und teilen und geben. Denn wir würden eine solche Flucht wahrscheinlich nicht durchstehen, um dann in einer Turnhalle oder in Zelten in der aufkommenden Herbstkälte auszuharren und nicht zu wissen, was passiert.

Schaut genau hin, wenn jemand alltagsrassistische Parolen schwingt und zeigt Zivilcourage. Schaut in euren Haushalt und in eure Kleiderschränke, was ihr seit Monaten oder Jahren nicht mehr benutzt habt und was man spenden könnte. Schaut hin, wenn jemand Hilfe braucht und helft! Was wäre, würdet ihr in dieser Situation sein? Hinterfragt euch und reflektiert.

Macht es besser.



Dienstag, 6. Januar 2015
Opfer in Wohlfühlatmosphäre
Opfer in Wohlfühlatmosphäre

Frohes Neues Jahr! Ja, das sagt man so, was auch immer das bedeuten soll. Denn das alte Jahr war ja für die Einen oder die Anderen auch nicht so froh, also soll man froh sein, dass man das alte Jahr los ist und das neue Jahr beginnt? Oder ist das „Frohes Neue Jahr“-Geschreie eigentlich ein ganz fieser, diabolischer Scherz eines Menschen, den ich nicht recherchieren konnte, der sich aber dachte „Ich brüll jetzt jedes Jahr „Frohes Neues“ und dann machen es die anderen nach“? Menschen sind ja wie Lemminge. Es muss nur in einem der vielen Hirne einen Sinn machen, was der andere da tut und der Rest lässt sich gerne und auch noch mit Elan mitreißen. Woher das „Frohe Neue Jahr“ kommt, das konnte ich nicht wirklich recherchieren. Wenn es jemand weiß, klärt mich auf. Denn ich verstehe die Bedeutung nicht. Ich weiß nur, dass viele Menschen sofort mitbrüllen, wenn man Ende Dezember diese drei Worte ruft. Und diese Menschen sind darüber auch noch glücklich. Sie denken wahrscheinlich, dass das neue Jahr irgendwie froh sein sollte. Oder sie sind darüber froh, dass das neue Jahr beginnt oder das alte endet. Wahrscheinlich sind sie aber auch nur froh, WEIL sie ihre eigene Handlung nicht reflektieren, hinterfragen und sich in einem wohligen Gefühl der wenig vielversprechenden Massenintelligenz suhlen.
Wie diese … wie soll ich sie nennen? Diese Erfinder, diese Mitläufer, diese chronischen Wenigdenker, diese Pepifa, neee...Padida, hmm auch nicht....wie hießen diese Dummbratzen ohne Rückrad denn noch?? Na, ihr wißt schon, diese Otto-Normalbürger, die den zweiten Weltkrieg offensichtlich zu gut überstanden haben und ihre faschistische Überzeugung auch die Demokratie überlebt, die mitmarschierenden Bürger Dresdens, welche sich die DDR oder jegliche andere fremdenfeindliche Diktatur lieber wünschen, als ein friedliches, freundliches, verständnisvolles und hilfsbereites Zusammenleben. Diese Leute haben offensichtlich keine Bildung oder noch nie ein Geschichtsbuch in der Hand gehalten, geschweige denn darin gelesen. Diese Menschen haben Angst vor sich und ihrer Entscheidung. Sie verstecken sich in der Masse und können mit ihrer demokratischen Freiheit, die sie dank des Falls der DDR-Diktatur, dank der Beendigung des Zweiten Weltkrieges und dank der Manifestation einer demokratischen Staatsstruktur nichts anderes anfangen, als diese aktiv zu bekämpfen.
Sie hätten in einer anderen Staatsform nicht die Gelegenheit ihre Meinung auf offener Straße ohne Androhung der Haftstrafe oder Todesstrafe zu präsentieren und anstatt diese demokratische Freiheit zu schätzen, treten sie sie mit Füßen. Menschen rund um den Globus sterben dafür, dass sie in ihren eigenen vier Wänden den Wunsch der freien Meinungsäußerung zu ihren Liebsten tragen. Kinder, Frauen, Jugendliche und Männer kämpfen nicht weit von uns gegen Willkür des Staates, gegen brutalste Formen der massenhaften Mißachtung von Menschenrechten. Familien werden blutig auseinander gerissen, nur weil sie keinen Krieg wollen.
Und was machen die Menschen, die in Frieden leben? Sie fühlen sich bedroht! Sie denken, dass sie selbstständig denken und das niemand anderes für sie denkt, was sie denken sollen. Sie überdenken jedoch nicht das, was ihre An-“Führer“ ihnen an Gedankengut einpflanzen. Warum auch? Klingt doch einfach! Eine einfache Erklärung für ein einfaches Problem: Deutsche sind erwerbslos. Die Bundesagentur für Arbeit versagt in ihrer unzureichenden Struktur auf ganzer Strecke und die Grundlage für eine gesicherte Rente ist gefährdet. Existenzängst folgen. Und wenn der Döner um die Ecke nicht so verdammt gut schmecken würde, dann würde man dem wahrscheinlich türkischstämmigen Dönerverkäufer sagen, er solle nach Hause gehen. Der würde antworten, dass er dafür nur um die Ecke in seine Wohnung gehen müsste. Das würde der einfache Deutsche jedoch nicht verstehen, weil er nicht versteht, dass sein mutmaßlich türkischstämmige Ausländer ein Deutscher ist. Aber der einfache Deutsche, der nicht denkt, sondern das Denken dem An-“Führer“ überlässt und trotzdem der Überzeugung ist, dass er sich das alles ganz alleine ausgedacht hat, der hat ja dann die ultimative Lösung für sein Problem: Nicht die Ausländer sind das Problem, sondern der Islam. Moment...der Islam ist doch eine Religion. So wie das Christentum. So wie das Judentum. Mooooment! War da nicht mal was?? Irgendwas 1933 mit dem Judentum und so? Nun gut, der einfache Deutsche kann soweit nicht denken, sonst hätte man ihm das vorher sagen sollen, dass er dahin denken müsste und dann würde er, falls er nachdenken müsste, vielleicht die Parallelen erkennen können. Aber einfache Menschen brauchen einfache Lösungen. Und so geht der einfache Deutsche in seiner wohligen Demokratie, die ihm das Recht gibt, zu machen, was er will und seine Menschen- und Bürgerrechte schützt, auf die Straße gegen eine Religion, die er genauso wenig kennt wie jede andere Religion. Es ist ja nicht so, als wäre Religion in der ehemaligen DDR der Hit gewesen, den jeder mal ausgeübt haben müsste. Daher kann man nicht davon ausgehen, dass der einfache Deutsche mal eine Bibel gelesen hätte. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass der einfach Deutsche irgendwas über die christlichen Feiertage wüßte, die er mit viel Freude feiert, weil er nämlich frei hat. Aber der einfache Deutsche behauptet doch tatsächlich steif und fest, er kenne eine andere Religion. Das Judentum kennt er nicht. Den Buddhismus kennt er auch nicht. Das Christentum kennt er sowieso nicht, sonst würde er an Weihnachten kein Weihnachtsmannkostüm tragen oder an Ostern den Osterhasen kommen lassen. Aber der einfache Deutsche kennt den Islam. Er kennt auf jeden Fall Begriffe wie „Koran“, was wohl ein Buch sein soll, ähnlich wie die Bibel, aber ganz anders, eben nicht so toll wie die Bibel, die man ja auch nicht wirklich mag oder braucht und nie gelesen hat. Er kennt auch Begriffe wie „Extremist“. Der sogenannte „Extremist“ soll laut des Vordenkers des zu denken glaubenden einfachen Deutschen ein Islamist sein. Ein Islamist soll ein Mensch sein, so lautet die Dummbratzen-Theorie für die Wenigdenker, der wohl den Islam als Religion irgendwie ...ähm..hat. Also diese Menschen denken, dass Islam und Islamist zusammengehören, so wie das Christentum und der Kreuzritter. Ich oute mich jetzt mal: Ich habe tatsächlich eine christliche Zugehörigkeit! Großer Aufschrei in allen Reihen, denn ich bin religiös gefärbt seit meiner Taufe, also seit ich ein Baby war und nun kommt´s: Ich bin dann wohl ein Christentumist??! Das ist doch sicherlich auch etwas wie ein „Extremist“. Jemand, der irgendwie mit Religion in Kontakt gekommen ist. Und wenn man als vermeidlicher Chistentumist kein Kreuzritter ist, ist dann ein Moslem auch kein Islamist?
Hmm...für den einfach denkenden Menschen und Deutschen ist das alles unrelevant. Der Islam ist eine Religion und da die Vordenker eine Meinung haben, wird diese wohl stimmen. Für logische Argumente sind sie nicht empfänglich und vielleicht können sie dies in ihrer Beschränktheit auch nicht leisten.
Gut, wenn der Dönerverkäufer nun irgendwie mit dem Islam in Kontakt ist, dann stellt er keine direkte Bedrohung für den Dummdeutschen dar. Denn ohne Döner möchte der Dummdeutsche kein Bierchen zischen. Also ist dieser deutsche Dönerverkäufer nicht gemeint. Aber die An-“Führer“ haben ja da noch die Not der wirklich, wirklich, richtig armen Menschen dieser Welt als Joker in ihrem Ärmel. Wie ein mieser Taschentrick ziehen sie die Karte der Angst vor Flüchtlingen aus ihrem Stapel an unzumutbarem Geschwätz. Traumatisierte, kranke, verängstigte Familien, elternlose Kinder, Einzelpersonen, die für uns wohlbehütete Post-Post-SUPERPOST-Kriegskinder unvorstellbare Gräueltaten, Morde, Vergewaltigungen, Verfolgungen, Misshandlungen überlebt haben, diese Menschen sollen für die Sesselpupser eine Bedrohung darstellen. Menschen, die nicht hier in Deutschland sein wollen, sondern lieber in ihrer Heimat mit ihrer Familie in Frieden leben möchten, diese Menschen, die gezwungen wurden irgendwohin zu fliehen, diese Menschen sollen eine Bedrohung darstellen??!!! Ja, geht’s noch??!!! Von was fühlen die sich denn noch bedroht? Vom schimmelnden Brot? Oder vom blubbernden Wasserkocher???

Wenn ich im Rundfunk und Fernsehen Aufmärsche der Wenigdenker sehe, dann fühle ich mich bedroht. Diese Menschen bedrohen mich und meine Lebensweise, meine Wertevorstellung und auch meine norddeutsch-christliche Prägung der Nächstenliebe und der Güte meinen Mitmenschen gegenüber. Diese Einfachdenker und Mitläufer bedrohen ihr liebes Abendland selbst. Sie bedrohen alles, was unsere deutsche Gesellschaft prägt und uns normal und weiter denkende Deutsche ausmacht: Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen.
Ich fühle mich nicht vom Islam bedroht. Ich fühle mich von der CSU bedroht. Und das sind übrigens selbsternannte Christen, also Religiöse!
Ich fühle mich nicht von vor Krieg und Epidemien, vor Hunger, Tod und Verfolgung fliehenden Menschen bedroht. Ich fühle mich von Firmen bedroht, die von unseren Steuergeldern dafür bezahlt werden, Menschen auf dem offenen Meer verrecken zu lassen.
Dafür will ich keine Steuern zahlen! Ich zahle gerne Steuern für Menschen, die aufgrund von äußeren Umständen keine Arbeit aufnehmen können und durch meine Steuern eine Grundsicherung erhalten. Ich zahle gerne Steuern um Kindern von erwerbslosen oder kranken Eltern Grundsicherung zu ermöglichen.
Ich zahle ungern Steuern für Menschen, die von den Steuern ihrer öffentlich erklärten Feinde leben. Diese erklärten Furchtfeinde erwirtschaften Steuerleistungen zur Ermöglichung der Sozialleistungen, die an die Wenigdenker gezahlt werden! Und diese Wenigdenker besitzen auch noch die Frechheit und leider auch die Freiheit gegen uns alle, die dies gerne leisten, zu demonstrieren. Ich wette, dass die Mitläufer dieser aktuellen Bewegung in den Urlaub nach Ägypten, in die DomRep oder in die Türkei fliegen.

Ich weiß eigentlich gar nicht mehr, was ich noch schreiben soll. Jedes Wort, jeder Satz, der erklären soll, was ich empfinde, wenn ich derartige Parolen höre oder lese, beschreibt nicht annähernd das, was meine Gefühle ausdrücken. Es ist so ein umfassend widersprüchliches Denken, was dort so öffentlich wirksam auftritt, dass man eine Buchreihe über die sich selbst widersprechenden Ideen und Auswürfe dieser Menschen verfassen könnte. Und der Gag ist, dazu müsste man weder studiert haben, sondern man muss nur auf sein Herz hören, auf den logischen Menschenverstand vertrauen und offen gegen derartige Gedankengeschwüre eintreten.

Zeigt eure Position für unsere Gemeinschaft und gegen Fremdenhass und Alltagsrassismus! Jetzt erst recht!