introvertierter Extremismus oder philosophische Intervention
Ich melde mich nach einigen Tagen in der heißen Sonne und den wenigen Tagen vor Wacken Open Air. Tja, wenn man so in der Hitze brütet und die Menschen schon wieder über die Wärme schimpfen hört, wenn man die dicken, verbrannten Personen mit der Bauchtasche und dem hochroten Kopf schniefend im Feinrippunterhemd an einem vorbeischlurfen sieht, dann denkt man sich im Geheimen: Wie arm sind wir dran?! Meine Oma sagte immer, liebe arm dran als Arm ab, aber sie musste auch zweimal in ihrem Leben fliehen und sagte dies aus voller Überzeugung.

Und da wir Deutschen doch so arm dran sind, denn wir schwitzen ja so schnell und sind so schnell unzufrieden, da entscheiden sich doch Manche für einen schönen Urlaub in dem kleinen Land Afrika.

Ja, Afrika ist ein Land. Kennst du eins, kennst du alles. Ist doch klar, man war in Afrika. Dort gibt es schwarze Menschen, die tanzen und singen so schön, die Sonne scheint und es ist heiß, aber nicht soooo heiß wie hier, nein, denn wenn es soooo heiß werden würde, dann geht man ja in den Pool und lässt den netten schwarzen Mann den Cocktail bringen. Ja, Afrikaner müsste man sein. Die haben´s gut.

Nun ja, wären da nicht die kleinen Differenzen in den Regionen dieses kleinen Landes, die wir alle nicht wissen wollen. So wird die Bevölkerung trotz Intervention unserer guten hochentwickelten Staaten von extremistischen Gruppierungen gefoltert und vertrieben. Mali oder Somalia, was sind denn das für Staaten? Ach, wie scheußlich, nein, davon wollen wir nichts wissen, das ist ja auch nicht da, wo wir Urlaub gemacht haben. Wir waren in Afrika in dem schönen Städtchen Kapstadt. Da ist alles so nett! Da gibt es auch diese lästigen bettelnden Kinder, so dass man sich mit Armut in Afrika schon gut auskennt, jaaa! Aber man soll denen ja nichts geben vom Buffet, nein, nein!

Ach moment, Ägypten, übrigens nicht in Afrika, sondern ein ganz entlegendes Ziel, das war mal so ein schönes Land, in dem man die Pyramiden sehen konnte und Tauchen lernte. Nun ist das auch so ein unentspannter Ort mit den seltsamen Menschen, die immer nur Unruhe machen.

Tja, und weil es eben so unsicher in unseren Lieblingsfernreisezielen geworden ist und man muss ja nicht das ganze Elend im Urlaub haben , nein nein, also bleibt man doch lieber in Deutschland.

St. Peter Ording oder Sylt, ja, das ist doch nett. Da kann man sich diesen doofen Sansibar-Sticker aufs Auto ditschen und denken, man hätte ne Ahnung, wie nen 12-Euro-Kaffee im Sansibar schmeckt. Moooment, Sansibar ist nen Restaurant? Keine Klamottenmarke?

Liebe Leute, die ihr so mächtig am Schwitzen seid. Ihr fliegt für tausende von Euros durch die halbe Welt, nur um nichts von der Welt mitzubekommen. Aber sobald ihr mit nem deutschen Bier in ner Kneipe am Rande der Welt sitzt, dann werdet ihr Extrempolitiker. Meinungen mit Nachdruck sind flexibler als T-Shirts mit Aufdruck. Und wenn ihr dann wieder zu Hause seid, dann gibt´s nur Fotos vom Animateur, dem Pool und dem Cocktail. Kleiner Tipp am Rande: Der Kaffee im Sansibar schmeckt wie Kaffee! Nur bitter.

Denkt mit und schaut euch um. Offene Augen und Neugierde helfen mehr als Schimpfen über das Wetter, welches man immer haben wollte.

Passt auf euch auf und macht´s gut oder besser!