Alptraum Discofox
Moin voller Vorfreude,
es ist wieder etwas Schönes passiert!
Ich wurde gefragt, ob ich für ganz bezaubernde Freunde von mir die Trauzeugin wäre. Mein mangelndes Selbstbewußtsein und der Zweifel an meiner liebevollen Persönlichkeit ließ mich antworten: "Meint ihr das ernst? Seid ihr euch da sicher?" Und sie bejahten dies und ich war unglaublich gerührt und nicht geschüttelt. Das ist ein sehr großer Vertrauensbeweis und es zeigt, wie sehr die Freundschaft geschätzt wird. Ja, das ist etwas sehr, sehr Schönes.
Ich freue mich riesig darauf für die beiden da zu sein. Die beiden sind kein Kollektivpärchen, die zusammen in ne Cocktailbar mit Freunden gehen und dann sagt sie "WIR essen nur einen Salat" oder "WIR mögen ja das nicht so gerne", während er nickt und seine gebrochene Persönlichkeit mit seinen Eiern zum Trockenen aufhängt. Es gibt auch diese "WIR wollen Kinder, ein Haus, ein großes Auto, aber ER braucht noch ein wenig, um das zu kapieren"-Pärchen. Hui, da wird mir plötzlich schlecht.
Aber die beiden sind einfach nur ein Paar, das zusammen und jeder für sich gleichfalls toll sind und eine schöne, langjährige Beziehung verbindet.
Auf jeden Fall freue mich schon auf alles, was die beiden sich für ihre Trauung ausdenken und worin ich sie unterstützen kann.
Was hoffentlich nicht auf der Hochzeit vorkommt, denn dann käme Frankensteins Eleganz in mir zum Vorschein, wäre mein Alptraum Discofox.
Auf jeder Feier, in jeder Disco, überall sieht man Menschen Discofox tanzen, als gäbe es keinen anderen Tanz auf der Welt und als würden alle mit der Muttermilch diesen hin- und herwusel-Tanz einsaugen.
Und hier steige ich geistig und körperlich aus. Denn während ich begeistert und motiviert mit einem breiten Lächeln und ganz viel Bewegungsfreude Jive, Walzer und Tango tanze, stockt mein Körper komplett beim Discofox. Sobald Discofox-tanzbare Musik aufgelegt wird und sich Pärchen wie selbstverständlich auf die Tanzfläche begeben, um diesen Tanz, gerade erst gelernt, imitiert vom Nachbarpaar oder professionell aufs Parkett zu legen, werde ich stocksteif. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Die Angst, aufgefordert zu werden, lässt mich dort, wo ich gerade stehe, erstarren und ausharren. Ich passe mich der Umgebung an und versuche an einer Wand gepresst den Blicken von Tanzwütigen zu entgehen.
Ich habe den Discofox gelernt, jedoch kann ich ihn nicht umsetzen. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht gerne mal tanzen würde, mein Kopf schaltet jedoch auf Vakuum, sobald dieser Tanz angespielt wird. Ich kapiere die Schrittfolge nicht. Ich verstehe nicht, warum ich auf einmal weggedrängt und dann wieder rangezogen werde. Ich kann die Freude meines Gegenüber nicht teilen.
Zudem stolper ich, trete auf mein Kleid, trete auf die polierten Schuhe des Gegenüber, laufe stocksteif ohne Rhythmusgefühl die Schritte ab, bis ich kapituliere und mich zum Wohle aller aus dem Tanzgedränge verabschiede.
Wenn es ein Anti-Discofox-Gen gibt, ich habe es.
Bitte liebe Discofox-Tänzer. Nehmt Rücksicht auf die, die es nicht tanzen können. Lasst uns einfach am Rand stehen und gebt uns das Gefühl, dass wir keine Außenseiter sind. Es ist schon schwer genug, einer Minderheit anzugehören. Akzeptiert unser Handicap und spielt weniger Lieder, in denen wir ausgeschlossen werden.
Macht es gut und tanzt besser.
krisenkind am 07. August 13
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