Aktuelles aus längst vergangener Zeit
Guten Morgen,
ich ließ lange nichts mehr von mir hören, weil mir die Worte fehlten. Das letzte Mal schrieb ich über die Pegida-Bewegung und nun ist es leider nicht nur die Bewegung, sondern der Alltagsrassismus.
Wie alle wissen, gibt es Menschen aus Syrien, aus den nördlichen Teilen Afrikas und aus anderen arabischen Ländern, welche wegen der Organisation ISIL aus ihrer Stadt, von ihren Familien und aus ihrem Leben flüchten müssen. Die ISIL ist eine Gruppe von Menschen, welche keine Menschlichkeit besitzen. Sie köpfen Menschen, völlig unabhängig von Geschlecht und Alter, sie vergewaltigen und morden, plündern und zerstören. Das alles entspricht keiner religiösen Linie, sondern einzig und allein dem Terror. Dass sie sich das Wort "Islam" auf die Fahne geschrieben haben, schürt nur die Angst der uninformierten Menschen gegenüber einer ihr unbekannten Religion, die jedoch nichts mit derartigen Taten zu tun hat.
Die Familien, Söhne, Töchter, Väter, Mütter, Brüder und Schwestern, welche vor der Gewißheit des eigenen Todes fliehen, entscheiden sich unter den uns nicht mal im Traum vorstellbaren Bedingungen dazu. Sie haben keine Chance zu überleben, würden sie diese Entscheidung nicht treffen. Die ISIL, Warlords, Diktatoren und andere Terroristen treiben Menschen aus Angst um ihr Leben in die Flucht.
Die Flucht anzutreten bedeutet, mit dem ersparten Geld Schlepper zu bezahlen, welche sie über die Grenzen bringt. Ab dann steht ihnen nichts mehr zur Verfügung. Kein Geld, kein Schlafplatz, kein Essen, kein Schutz für sie, ihre Kinder, ihre Eltern und ihre Lieben. Sie laufen durch Staaten und Länder. Eine derartige Leistung an Willenskraft zu Überleben und in Sicherheit zu leben und diesen körperlich unfassbaren Weg mit geringsten Mitteln auf sich zu nehmen, ist für uns unvorstellbar.
Und dennoch gibt es an jeder Straßenecke, in jedem Zeitungsblättchen und im Radio noch genügend Menschen, die in voller Überzeugung und offensichtlich völlig unreflektiert ihre rassistische Meinung von sich geben. Diese Menschen würden niemals ihr warmes, kuscheliges, konfortables zu Hause verlassen, weil sie es nicht müssen. Weil sie nicht von Armut bedroht sind, müssen sie ihr Haus nicht verkaufen und auf der Straße leben. Weil sie niemand mit dem Tode bedroht, können sie tun und lassen, was sie wollen und sorgen sich nicht um die Sicherheit ihrer Familie. Und diejenigen unter uns, welche zum Glück durch das Sozialsystem aufgefangen werden, welche trotz Arbeit einen Zuschuss zum Lebensunterhalt erhalten, diese haben Angst, dass Menschen, die mit Nichts außer Hoffnung nach Deutschland kommen, ihnen ihre Arbeit oder ihren staatlichen Zuschuß wegnehmen. Wie zum Teufel kommt man auf solche Ideen? Geht es uns denn nicht gut? Ich musste noch nie vor Terror, Gewalt oder Armut in ein anderes Land oder einen anderen Kontinent über Meer, Land und Stacheldrahtzaun fliehen, WEIL ich in einem friedlichen, demokratischen und sozialen Staat lebe. Seht ihr das denn nicht, wie gut es euch geht? Seht ihr denn nicht, was für Menschen zu uns kommen? Es sind Mütter wie wir oder unsere Mütter. Es sind Väter wie wir oder unsere Väter. Es sind Kinder, die eigentlich unschuldig spielen sollten und nicht vor Vergewaltigung und Sklaverei wochen- und monatelang fliegen müssen. Es sind Menschen, die vor diesem unfassbaren Krieg in Harmonie lebten, zur Schule und zur Arbeit gingen, einkauften, Hobbies nachgingen. Sie lachten, tanzen, sie sorgten sich und das alles wurde von Bürgerkrieg, Terror und Angst beendet. Diese Menschen wollen niemanden die Arbeit wegnehmen oder, ich weiß gar nicht, was man sich da noch an Schund ausdenken kann. Diese Menschen sprechen besseres Englisch als wir, teilweise noch zwei bis drei andere Sprachen. Sie sind fleißig und wollen in Sicherheit leben. Deutschland ist nicht ihre Heimat. Es ist ein fremdes Land, das sie nur aus dem Grund gewählt haben, weil sie hier nicht von Terror und Angst bedroht werden. Leider werden sie das in anderen Ländern der Europäischen Union schon. Das ist eine Schande und man muss zeigen, dass wir nicht so sind. Diese Menschen, die wir gerne in unserer Gesellschaft haben, weil sie uns gut tun, weil sie uns bereichern, weil sie fleißig und willensstark sind, diese Menschen sind teilweise mehr wert als unsere faulen, dummen Deutschen mit ihren rassistischen Parolen und völlig realitätsfernen Behauptungen.

Ich sage allen Flüchtlingen herzlich Willkommen und wir tun alles, um euch ein sicheres Leben in einem sozialen Miteinander zu ermöglichen, weil uns dies nach dem Ende des Ersten und Zweiten Weltkrieges auch ermöglicht wurde. Wir sollen dankbar sein, für das, was wir im Überfluss haben und teilen und geben. Denn wir würden eine solche Flucht wahrscheinlich nicht durchstehen, um dann in einer Turnhalle oder in Zelten in der aufkommenden Herbstkälte auszuharren und nicht zu wissen, was passiert.

Schaut genau hin, wenn jemand alltagsrassistische Parolen schwingt und zeigt Zivilcourage. Schaut in euren Haushalt und in eure Kleiderschränke, was ihr seit Monaten oder Jahren nicht mehr benutzt habt und was man spenden könnte. Schaut hin, wenn jemand Hilfe braucht und helft! Was wäre, würdet ihr in dieser Situation sein? Hinterfragt euch und reflektiert.

Macht es besser.